Es stellt sich die Frage ob es wirklich an dem nötigen Sachverstand auf politischer und bürokratischer Ebene fehlt oder ob man einfach geschickt durch diese Diskussion von den eigenen Fehlern, Versäumnissen und Defiziten ablenken will.
Im Ergebnis ist es jedoch irrelevant ob man aus Unkenntnis oder bewusst kalkuliert agiert. Das Vertrauen in Europa und seine Institutionen wird täglich mehr unterminiert.
Durch die Verunglimpfung der Marktteilnehmer als Zocker, moderne Raubritter, Heuschrecken oder Finanzjongleure (dies sind noch gemä�igte Ausdrücke; in der Presse wurden Investmentbanker sogar bereits als Taliban des Westens betitelt) ist eine sachliche Diskussion über die wirklichen Ursachen und Schuldigen, wie z.B. exzessive Staatsdefizite, Zweckgesellschaften von Banken, die au�erhalb von Bilanzen unkontrolliert agieren konnten oder Institute die too big to fail sind, leider nicht mehr möglich. Auch über Sinn und möglicherweise Unsinn bestimmter (derivater) Finanzprodukte kann sachlich nicht mehr argumentiert werden, da gro�e Teile der Bevölkerung und leider auch der Presse bereits der Rhetorik der Regierenden verfallen sind.
Gerade Deutschland hat auf diesem Gebiet besondere Erfahrung. Was gerade vorgeführt wird erinnert sehr stark an 'Haltet den Jud', auch wenn die Polemik diesmal kollektiv gegen eine Berufsgruppe und nicht gegen eine ethnische Minderheit gerichtet ist.
Wohin letztendlich solche Simplifizierungen und einseitigen Schuldzuweisungen führen, sollte jedem, aber gerade den Deutschen doch sehr bewusst sein.