Laut einer Prognose der Europäischen Zentralbank (EZB) ist die Rezession im Euro-Raum lang und tief.
Nach einer Phase der Stabilisierung im weiteren Jahresverlauf seien positive Wachstumsraten im Quartalsvergleich erst zur Mitte des kommenden Jahres zu erwarten, hei�t es im Monatsbericht der EZB für Juni, der an diesem Donnerstag in Frankfurt veröffentlicht wurde.
Diese Prognose schlie�e auch nachlaufende Effekte mit ein, speziell die erwartete Eintrübung des Arbeitsmarkts. Damit bekräftigte die EZB jüngste Aussagen ihres Präsidenten Jean-Claude Trichet.
Die Aussicht, dass die Wirtschaft im Euro-Raum monatelang nicht wächst, bereitet Experten Sorge: EZB-Finanzstabilitätsexperte Dejan Krusec befürchtet schlimmstenfalls eine weitere Bankenkrise im kommenden Jahr. Sollte es eine schnelle "V-förmige" Erholung geben, seien die Banken stark genug, um den Abschwung zu überstehen, zitierte der "Daily Telegraph" Krusec. "Sollte sie jedoch 'U-förmig' ausfallen, werden die Banken Probleme bekommen", sagte der Spezialist laut Bericht auf einer Fitch-Ratings-Konferenz zu Osteuropa.
"Das Problem ist nicht 2009. Die Banken in der Euro-Zone sind ausreichend kapitalisiert, um Verluste abzudecken. Das Problem ist 2010. Wir sind besorgt, was die Länge (der Rezession) angeht", sagte Krusec dem Bericht zufolge weiter. Die EZB überwache 25 Banken, die von strategischer Bedeutung seien.
Das derzeitige Leitzinsniveau von 1,0 Prozent bezeichnet die EZB dennoch nach wie vor als "angemessen". Diese Einschätzung beziehe neben der Zinspolitik auch zusätzliche Ma�nahmen wie den geplanten Ankauf von Pfandbriefen (Covered Bonds) mit ein. Die Inflation im Euro-Raum dürfte in der mittleren Frist vor allem durch die schwache wirtschaftliche Aktivität gedämpft werden. Die Inflationserwartungen seien "fest verankert". Dies stehe im Einklang mit dem mittelfristigen Inflationsziel der Notenbank von knapp zwei Prozent.
Mit Blick auf den Arbeitsmarkt sind nach Einschätzung der EZB Ma�nahmen wie Kurzarbeit nur übergangsweise zu empfehlen. Sofern der Konjunkturabschwung von kurzer Dauer sei, sei Kurzarbeit ein wirksames Instrument zum Schutz von Arbeitsplätzen, hei�t es im Monatsbericht der EZB. Kämen solche staatlich geförderten Ma�nahmen jedoch in grö�erem Umfang und über einen längeren Zeitraum hinweg zum Einsatz, seien sie negativ zu bewerten.
So belasteten derartige Ma�nahmen die Staatshaushalte, ohne Investitionsanreize zur Konjunkturbelebung zu schaffen, begründet die Notenbank ihre Einschätzung. Darüber hinaus verringerten sie die Anreize für Unternehmen und Arbeitnehmer, Produktionsfaktoren an anderen Stellen wirtschaftlicher einzusetzen. "Die Wanderung von Arbeitskräften zwischen Unternehmen und Sektoren ist wichtig, damit gewinnbringende Investitionschancen, die sich im Zuge der wirtschaftlichen Erholung bieten, leichter genutzt werden können." Dies leiste einen wichtigen Beitrag zur Konjunkturerholung.